Projektbeschreibung

Bedarfs- und Bestandsanalyse

Im März 2009 wurde von der Wirtschaftsförderung Bergstraße eine umfassende Bestands- und Bedarfsanalyse hinsichtlich einer Breitbandversorgung im gesamten Kreis Bergstraße durchgeführt. Das Ergebnis der Bestands- und Bedarfsanalyse zeigte für die Odenwaldkommunen des Kreises Bergstraße eine Unterversorgung (teilweise unter 1.000 kbit/s) und einen erhöhten Bedarf an einer Verbesserung der Breitbandversorgung auf.

Die zehn Städte und Gemeinden (Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Grasellenbach, Gorxheimertal, Heppenheim, Lindenfels, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach)  bestehen aus sehr vielen kleinen Orts- bzw. Stadtteilen. Diese Ortsteile sind häufig in kleinen Seitentälern gelegen. Während die zentralen Orte im Weschnitztal nach heutigem Stand gut an das Breitbandnetz angebunden sind, ist die Situation in den meisten Ortsteilen nicht auf dem erforderlichen Stand. Letzteres gilt auch für die zentralen Ortsteile der Überwaldgemeinden Wald-Michelbach, Grasellenbach und Abtsteinach.

Aufgrund der ungünstigen topographischen Lage, geringer Siedlungsdichte und unzureichender Ausstattung mit notwendigen technischen Einrichtungen ist es zudem für die einzelnen Kommunen nicht möglich, Breitbandanbieter davon zu überzeugen, in den jeweiligen Kommunen zu investieren, so dass eine kurz- bis mittelfristige Erschließung nicht zu erwarten ist. Gemessen an dem prognostizierten Bedarf der nächsten Jahre besteht im gesamten Gebiet dringender Handlungsbedarf. Da diese durch das Weschnitztal miteinander verbunden sind und darüber eine gemeinsame Infrastruktur besitzen, lag es nahe, für dieses Gebiet eine gemeinsame Lösung anzustreben.

Mit allen relevanten Telekommunikationsanbietern wurden rund 40 Gespräche geführt, um deren Ausbauabsichten in den einzelnen Kommunen, in Teilgebieten bzw. im gesamten Kreisgebiet zu sondieren. In diesen Gesprächen wurde deutlich, dass in den nächsten Jahren in den Odenwaldkommunen bzw. ländlich gelegenen Kommunen keine Ausbauabsichten der Telekommunikationsanbieter bestehen. Gründe hierfür bestehen in dem geringen Kundenpotential, das die Kommunen in der Einzelbetrachtung aufgrund der niedrigen Einwohnerzahlen für die Telekommunikationsanbieter bieten, so dass die Telekommunikationsunternehmen für sie nicht abschätzbare Risiken eingehen müssten.

Zudem verfolgen die Anbieter von Breitbandlösungen keine ganzheitlichen Ausbaukonzepte in den Kommunen der Region Weschnitztal-Überwald. Somit ist eine isolierte Betrachtung einzelner Kommunen respektive einzelner Ortsteile für die einzelnen Anbieter nicht attraktiv. Dies liegt insbesondere an der kurzfristigen, auf 3 -5 Jahre angelegten, Betrachtungsweise der Refinanzierungsdauer beim Betreiber für den Netzbau. Diese Betrachtung der Refinanzierung der Projektkosten bzw. allgemein die skeptisch betrachteten Renditeerwartungen bei punktuellen Lösungsansätzen in der Region haben die Anbieter von konkreten Schritten absehen lassen. Zusätzlich ist sowohl der zeitliche als auch der finanzielle Aufwand für die Realisierung von Einzelanbindungen der Ortsteile aufgrund der vorherrschenden polyzentralen Struktur in der Region mit den weitverzweigten Ortsteilen und den schwierigen topografischen Gegebenheiten für einen Ausbau nicht lukrativ.

Interkommunale Kooperation als Lösung

Eine interkommunale Kooperation der Kommunen mit dem Ziel der Breitbandversorgung ist daher aufgrund der Rahmenbedingungen (fehlende Ausbauabsichten und fehlende Lukrativität des zeitlichen und finanziellen Aufwandes für die Einzelanbindung der Ortsteile) sinnvoll. In einem größeren betrachteten Einzugsgebiet steigt das Interesse von Anbietern in einen Betrieb eines Breitbandnetzes einzusteigen.

Aufgrund der ähnlichen Ausgangssituation in den neun Kommunen des Weschnitztals und des Überwaldes entstand die Idee eines interkommunalen Breitbandprojektes. Durch eine interkommunale Betrachtung ergeben sich Vorteile in der höheren Wirtschaftlichkeit, im geringeren Risiko sowie durch die Nutzung von Synergien und die Bündelung von Interessen und Kapital.

Durch eine zwischen den zehn Kommunen der Region Weschnitztal-Überwald abgestimmte Vorgehensweise lassen sich die vorhandenen und gleichgelagerten Interessen bündeln und gezielt einsetzen. So wird auch erreicht, dass nach Realisierung des Projektes überall gleiche Standortbedingungen, bezogen auf die Breitbandverfügbarkeit, für Bürger und Unternehmen bestehen. Zudem lassen sich die Synergien zwischen den Kommunen nutzen, um eine bestmögliche und nachhaltige Versorgung mit Breitbandanschlüssen in der Region zu erreichen.

Letztlich resultiert dies in einer Steigerung der Qualität des Endproduktes, welches von den einzelnen Bürgern und den einzelnen Unternehmen bezogen werden kann. Durch den Zusammenschluss der neun Kommunen bestehen für die Breitbandanbieter zudem mehr Chancen wirtschaftlich zu agieren und dementsprechende Angebote bereitzustellen.

Ziel der interkommunalen Kooperation hinsichtlich der Umsetzung der Breitbandinfrastruktur ist es, eine qualitativ hochwertige und zukunftssichere Netzversorgung mit 50 Mbit/s zu erreichen. Durch diese klare Zielsetzung wird nicht nur sichergestellt, dass das Netz bzw. die daraus resultierenden Anschlüsse und erreichbaren Geschwindigkeiten aktuellen Standards genügen. Vielmehr wird bereits vorausschauend sichergestellt, dass auch Anpassungen an zukünftige, geänderte Voraussetzungen nicht schon allein aufgrund der Infrastruktur unmöglich gemacht werden.

Die oberste Zielsetzung ist somit die Realisierung von schnellen Breitbandanschlüssen in der Region Weschnitztal-Überwald durch eine abgestimmte interkommunale Kooperation.

Im Laufe des Jahres 2011 schloss sich dem Breitbandprojekt Weschnitztal-Überwald auch die Stadt Heppenheim mit all ihren Stadtteilen inklusive der Kernstadt an. Weiterhin wurde das Projekt vom Land Hessen als Pilotprojekt auserkoren.

Unterzeichnung ÖRV, Gründung Eigenbetrieb

Das Jahr 2011 schloss mit der Unterzeichnung der Öffentlich-Rechtlichen-Vereinbarung über den Breitbandausbau in den Kommunen. In dieser Vereinbarung muss eine „Federführende Kommune“ für die Abwicklung des Projektes eingerichtet werden. Diese Aufgabe wurde der Gemeinde Fürth übertragen. Zur Abwicklung des Breitbandausbaus war es nun notwendig, in der Kommune die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. Hierfür wurde, nach eingehender Beratung aller Beteiligten, der Eigenbetrieb IKbit – Interkommunales Breitbandnetz gegründet.

Der Eigenbetrieb ist die abwickelnde Stelle im Projekt, nimmt den Finanzierungskredit auf und bestreitet daraus die Kosten für den Breitbandausbau. Die Ausbaukosten werden anteilig ab dem 3. Jahr von den Kommunen angefordert, da erst ab dem 3. Jahr Zins- und Tilgungsleistungen zu tätigen sind. Zum momentanen Stand wird davon ausgegangen, dass der Finanzierungskredit nach ca. 15 Jahren zurückgezahlt worden ist.

 

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